Stammblätter der Einwandererzentralstelle (EWZ)

Mit Erlass vom 7.10.1939 wurde die EWZ als eine Sammeldienststelle des Reichssicherheitshauptamts gegründet, um die im Herbst 1939 durch internationale Verträge einsetzenden Umsiedlungen deutscher Volkszugehöriger aus osteuropäischen Staaten durchzuführen. Vom Reichsführer SS Heinrich Himmler in seiner Eigenschaft als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums wurde der Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes mit der Einbürgerung der umgesiedelten Volksgruppen beauftragt. Als Einrichtung der Polizei war die Einwandererzentralstelle eine Institution des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums unter Dienstaufsicht des Reichssicherheitshauptamtes. Die Einwandererzentralstelle mit dem Hauptsitz in Posen, seit Herbst 1940 in Litzmannstadt (Lodz), war für die Rückführung, Umsiedlung, Einbürgerung und Ansiedlung von volksdeutschen Umsiedlern zuständig. Zur Beschleunigung des Umsiedlererfassungsverfahrens wurde aus den bisherigen Fachbehörden Personal der Reichsverwaltungen zur Einwandererzentralstelle als Reichsbehörde der allgemeinen und inneren Verwaltung abgeordnet und dort organisatorische unter einer einheitlichen Leitung zusammengefasst.

Diese Unterlagen befinden sich heute beim Bundesarchiv in Berlin (LINK). Der gesamte Bestand aller EWZ umfasst ca. 2,8 Mio Karteikarten.

Für jede Person (über 15 Jahre) wurde im Rahmen dieses Umsiedlungsverfahrens ein sog. Stammblatt angelegt. Zur Person gibt es folgende Angaben: vollständiger Name, Beruf, Konfession, Geburtstag und Geburtsort. Hinzu kommen Angaben zu den Eltern: Name, ggfs. Geburtsname, Geburtstag und Geburtsort sowie Sterbeort. Bei Ehepaaren ist das Heiratsdatum und der Heiratsort angegeben sowie (soweit vorhanden) minderjährige Kinder.

In den Stammblättern sind alle dort wohnenden Personen verzeichnet. Somit sind neben den evangelischen (überwiegender Teil) und katholischen Umsiedlern auch orthodoxe und baptistische Personen zu finden.

Für die Region um Lublin ist der Datenstand mit Mitte 1940 anzugeben, d.h. die vorhandenen Daten beziehen sich auf die Verhältnisse zu diesem Zeitpunkt.

Durch Zusammenführung der Daten einer ganzen Familie ist es möglich einen Überblick über die letzten Hundert Jahre (ab 1820 – 1840) zu erhalten. Für die Familien bedeutet dies, dass Informationen für bis zu vier Generationen vorliegen.

Allerdings sind die Daten auch teilweise mit Vorsicht zu verwenden. Die Datumsangaben sind insbesondere in den früheren Generationen nur grob mit Jahreszahlen angegeben, die Ortsbezeichnungen lehnen sich an die Aussprache an und variieren auch durch die unterschiedliche Zugehörigkeit dieses Gebietes zu Polen, Russland und Deutschland.

Die Reichweite der Daten geht weit über das Gebiet um Lublin hinaus. Durch die häufige Wanderung dieser Volksgruppe sind Daten aus einem weiten Rund um Lublin vorhanden. Beginnend mit Ostpreussen, Posen und Schlesien, den Kreisen Warschau und Radom, Weißrussland, Kasachstan und die Ukraine bis hin nach Wolhynien und Galizien finden sich Daten in diesen Unterlagen.

Für Ahnenforscher mit Vorfahren aus dieser Region sind die EWZ-Daten sicherlich ein wertvolles Puzzlestück bei ihren Bemühungen, diese Familienlinien zu erforschen. Hilfreiche Unterstützung bei der weiteren Arbeit liefern die Daten auf jeden Fall.

Die von mir erfassten knapp 3.700 Stammblätter ergeben einen Datenbestand von über 10.300 Personen.